jm Münkeboe im Februar 2019 Sechs junge Erwachsene, zwei Organisatoren und ein Profi-Koch. Die trafen sich am letzten Wochenende in der Küche von Regina und Jürgen Fette in Münkeboe. Regina Fette ist die Vorsitzende der ostfriesischen Slow-Food Gruppe.
Slow Food ist eine weltweite Organisation, die sich um Regionalität, Ernährung und Genuss kümmert. In diesem Zusammenhang organisieren die örtlichen Gruppen unter anderem auch Kochgruppen für Kinder und Jugendliche. Denn bewusste Ernährung und Spaß an Kochen und Genuss kann man schon früh entwickeln.
Bei den Ostfriesen gibt es sogar zwei solche Kochgruppen. Die „Schneckenkinder“ (7 bis 11) und die „Ostfriesischen Wilden“. Das kam so: Nach Informationen von Regina Fette wurden die „Schneckenkinder“ schon vor vielen Jahren gegründet. Sie leitete diese Gruppe mit einigen Mitstreitern von Anfang an. Der Name war Programm: ruhig und genussvoll sollte es zugehen, Neues sollte (aus)probiert werden, vor allem aber sollte der Spaß unbedingt im Vordergrund stehen.
Bald stieg die Zahl der kochbegeisterten Kids an und irgendwann war die Gruppe mit 12 Teilnehmern voll. Natürlich wurden die Kinder mit der Zeit auch immer älter und so beschlossen die Erwachsenen, dass man die Gruppe auslaufen lassen wolle, um mit jüngeren Teilnehmern wieder neu starten zu können. „Aber“ so Regina Fette, „das ging gar nicht! Eindeutig und selbstbewusst forderten die älter gewordenen Kids: Wir wollen weiterkochen. Unbedingt!“ So entstand schließlich eine zweite Gruppe im Alter ab 12: „Die ostfriesischen Wilden“. Und die sind inzwischen erwachsen. Kochen finden sie aber noch immer sehr gut. Anna Wäcken aus Rechtsupweg ist mit ihrem Bruder Renke genau wie Wilko aus Norden, Victoria aus Victorbur und Ihno aus Rechtsupweg schon seit 2009 dabei: „Wir kochen auch manchmal bei uns zu Hause. Das macht echt Spaß.“
Mit den langjährigen Erfahrungen sind auch die Ansprüche gestiegen. Man müsse den ‚Wilden‘ schon immer wieder etwas Neues bieten. So besuchte die Gruppe vor einiger Zeit ein Restaurant auf Langeoog, um mit dem dortigen Team in deren Küche zusammenzuarbeiten.
Mit Thore Keim haben sich die Fettes diesmal einen Profi-Koch direkt an den Ort der regelmäßigen Gruppentreffen eingeladen. Keim kocht als zweiter Mann am Herd in dem hochkarätigen Restaurant „Graf Everstein“ in Polle bei Holzminden im Weserbergland. Der Koch und das Ehepaar Fette kennen sich schon länger. Keim: „Ich fand es eine gute Idee, mit den Ostfriesichen Wilden zu kochen.“ Als Menü hatte er Crêpes mit vier verschiedenen Füllungen, einen Schweinebraten und zum Dessert Créme Brulée ausgesucht. Und weil in einer guten Restaurantküche natürlich auch die Beilagen wichtig sind, bereiteten die Köche sie verschieden zu. Die „Bete“ wurde nicht nur in der bekannten Form als Rote Bete sondern in drei Farben und Formen, von frittierten Chips bis zum Püree, vorbereitet. Da wurden die Bete-Scheiben dann mit einer Kochpinzette aufwändig in der Pfanne frittiert. Auch Karotten hatte der Koch in drei verschiedenen Farben eingekauft. Und die mussten dann natürlich nicht einfach nur geputzt und zerteilt werden. Alle Möhren wurden in möglichst gleichmäßige Stücke geschnitten. Restaurantküche eben. Auch den Schweinebraten bereiteten die Köche liebevoll zu. Die obere Fettschichte bekam eine gleichmäßige Rauten-Form eingeschnitten, in die die Gewürze eingerieben wurden. Das sah dann perfekt aus.
Die beiden Kochgruppen von Slow-Food Ostfriesland treffen sich etwa vier Mal im Jahr zum gemeinsamen schnippeln, kochen und genießen. Kinder, die Interesse an diesen Angeboten haben, können sich unter ostfriesland@slowfood.de informieren. Dort kann man auch erkunden, wann der nächste Kochtermin stattfindet. Regina Fette ist unter 04942/4561 zu erreichen.
[Text und Fotos: Joachim Mittelstaedt]